den 4. August 1914

Graf Mensdorff an Grafen Berchtold


Graf Mensdorff an Grafen Berchtold

Telegramm Nr. 148

L o n d o n ,  den 44. [sic] August 1914
Aufg. 7 Uhr 27 M. p. m.          
Eingetr. 9 Uhr.   · / .   a. m. 5./8.

C h i f f r e  

Sir E. Grey sagte mir, er sei ganz verzweifelt über die Notwendigkeit eines Krieges, aber belgische Frage sei von vitalstem Interesse für England.
Als ich im Laufe des Gespräches noch einmal darauf verwies, wie unbegreiflich mir Konflikt zwischen Monarchie und England schiene, und daß es doch unmöglich in englischem Interesse liege, Übergewicht Rußlands zu stärken und eine russische Vorherrschaft über den Osten zu begünstigen, erklärte er, Kampf zwischen uns und Serbien und selbst zwischen uns und Rußland sei für England in den Hintergrund getreten, und es handle sich um Vorherrschaft im Westen. Neutralität Belgiens bedeutet für Frankreich so viel wie Armee von 150 000 Mann. Wenn Belgien von Deutschland niedergeworfen werde, bedeute es das Ende der Unabhängigkeit Belgiens, Hollands, Dänemarks, vielleicht auch Schwedens und Norwegens, vitalster Interessen Englands. Überdies könne man Ignorieren der Verträge in europäischer Politik nicht zulassen, und Deutschland habe ganzen Feldzugsplan aufgebaut auf Verletzung eines Vertrages, den es mit unterschrieben hat
Sir Edward Grey, der eminent friedlich ist und Krieg haßt, war ganz gebrochen.
Ultimatum an Deutschland verlangt Zurückziehung der deutschen Aufforderung an Belgien.


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