den 4. August 1914
Graf Berchtold an Herrn von Mérey in Rom
Graf Berchtold an Herrn von Mérey in Rom
Telegramm Nr. 944
W i e n , den 4. August 1914
Chiffr. 11 Uhr 55 M. p. m.C h i f f r e
Der Chef des Generalstabes hat mir heute mitgeteilt, daß die an den italienischen Generalstabschef Cadorna gerichtete Anfrage wegen Ausführung der für den Kriegsfall zwischen den Verbündeten getroffenen Vereinbarungen nachstehend beantwortet worden sei:
»Konferenzen gegenstandslos, da Ministerrat Neutralität Italiens beschlossen.
,Leichte‘ Mobilisierung angeordnet. Wenn ÖsterreichUngarn Lovcen nicht besetzt und Gleichgewicht in der Adria nicht stört, wird Italien ,niemals‘ gegen ÖsterreichUngarn vorgehen.«
Wie Euer Exzellenz vorstehender Äußerung des italienischen Generalstabschefs entnehmen können, wird die Chantagepolitik weiter fortgesetzt.
Da wir infolge des Konflikts an unserer Nord und Südgrenze Tirol degarnieren mußten, schiene es mir äußerst bedenklich, alle Fäden mit der italienischen Regierung abzureißen, weshalb ich den heute abreisenden Herzog Avarna ersucht habe, Marquis San Giuliano zu sagen, daß aus seinem an Euer Exzellenz gerichteten Schreiben hervorgehe, unsere Stellungnahme sei einigermaßen mißverstanden worden. Auch habe ich mir vorbehalten, auf das fragliche Schreiben zurückzukommen.
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