den 1. August 1914
Graf Szögyény an Grafen Berchtold
Graf Szögyény an Grafen Berchtold
Telegramm Nr. 350
B e r l i n , den 1. August 1914
Aufg. 2 Uhr 50 M. p. m.
Eingetr. 7 Uhr · / . p. m.C h i f f r e — G e h e i m
Kaiser Wilhelm hat heute bei einem Spazierritt im Tiergarten Legationsrat Grafen Larisch in ein längeres politisches Gespräch zu ziehen geruht.
Die Ausführungen des Kaisers waren im wesentlichen eine Wiederholung seiner gestrigen Unterhaltung mit dem k. u. k. Militärattaché (vide meine Telegramme von gestern1). Besonders betonte Kaiser Wilhelm zu wiederholten Malen, daß ÖsterreichUngarn unbedingt seine Hauptmacht mit allen verfügbaren Mitteln gegen Rußland richten müsse, da nach den Höchstihm zugekommenen Nachrichten die Truppenansammlungen an der russischösterreichischen Grenze Riesendimensionen annehmen.
Weiters erwähnte deutscher Kaiser, daß die Tatsache der allgemeinen Mobilisierung Rußlands ihn vollkommen überrascht hätte.
Was die Haltung Englands betreffe, so hätte König Georg selbst dem Prinzen Heinrich bei dessen vor kurzem stattgefundenen Besuch in England versichert, daß England bei einem Konflikt der vier Kontinentalmächte nicht a k t i v eingreifen werde; diese königliche Versicherung habe jedoch Sir E. Grey 24. Stunden später desavouiert, indem er deutschem Botschafter in London erklärte, daß England nicht ruhig bleiben könne und seine »Alliierten« unbedingt unterstützen müsse.
1Siehe III, Nr. 57 und 58. (Zurück)
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