World War I, Graf Szögyény an Grafen Berchtold

den 25. Juli 1914

Graf Szögyény an Grafen Berchtold


Graf Szögyény an Grafen Berchtold

Telegramm Nr. 290

B e r l i n ,  den 25. Juli 1914
Aufg. 8 Uhr 45 M. p. m.
Eingetr. 9 Uhr 30 M. a. m. 26./7.

C h i f f r e   -   S t r e n g   v e r t r a u l i c h

Serbien.
Staatssekretär las mir Chiffretelegramm deutschen Botschafters Petersburg über seine Unterredung (nach Überreichung unserer Note) mit Sazonow vor.
Letzterer äußerte sich in »maßlosen Ausfällen« gegen Österreich-Ungarn.
Die rechtliche Frage müsse von der politischen vollkommen getrennt werden, dann könne Serbien eventuell in den bewiesenen rechtlichen Fragen nachgeben.
Die Resultate unserer gerichtlichen Untersuchung scheinen ihm (Sazonow) aber mehr als zweifelhaft.
Die ganze Frage müsse vor die Großmächte zur Überprüfung gebracht werden. Serbien hätte sich nicht Österreich-Ungarn, sondern allen Großmächten gegenüber im Jahre 1909 verpflichtet, also sei Angelegenheit eine internationale und nicht eine zwischen Österreich-Ungarn und Serbien allein zu regelnde. Die Monarchie wolle Ankläger und Richter zugleich sein, dies sei unstatthaft etc.
»Wenn Österreich-Ungarn Serbien verschlinge«, so sagte weiter Sazonow, so müsse Rußland absolut eingreifen.
Aus letzterer Äußerung »verschlingen« und Wunsch, Angelegenheit vor europäischen Areopag zu bringen, schließt Graf Pourtalès, daß Rußland   v o r d e r h a n d   keine kriegerische Aktion unternehmen werde.
Deutscher Botschafter trat, laut Inhalt vorgelesenen Telegrammes, allen Angriffen Sazonows auf unsere Handlungsweise energisch entgegen, brachte auch monarchisches Prinzip vor, worauf russischer Minister des Äußern antwortete, »das habe mit monarchischem Prinzip gar nichts zu tun, das sei eine politische Frage«.


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Last Updated: February 2001.